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    Der Turm als Bauform im Steilhang bzw. am Felsen ist nicht neu, man könnte ihn fast als klassisch bezeichnen. Er bietet ob seiner kleinen Grundrißfigur den Vorteil einer sehr sparsamen Fundierung im schwierigen Gelände [35 Grad Hangneigung]. Wenige Böschungsmauern müssen das Gelände sichern, die gute Aussicht und Belichtung gibt’s kostenlos dazu.

    Von unten in eine Gebäudehülle einzutreten ist am Steilhang eine probate Methode den Hauseingang zu gestalten. Dieser Bereich ist noch sehr transparent mit Blick in den umgebenden Wald, erst durch das höher steigen gelangt man – dem Turm entsprechend – in das innere des Hauses. Das Haus ist in zwei Bereiche geteilt, der öffentliche Teil – die Stube – welche man bereits am Eingang hinter sich läßt und den privaten Teil mit Küche und den Schlafräumen in den oberen Geschoßen. Diese sind sehr introvertiert gestaltet – es gibt nur wenige gezielt gesetzte Öffnungen. Es geht nicht darum einfach in die Landschaft zu schauen – vielmehr soll gezielt in die Landschaft geblickt werden und gleichzeitig gelangt Tageslicht auf eine bestimmte Art und Weise ins Haus. Die große Aussicht gibt es dann erst am Ende der Stiege – auf der Dachterrasse.

    Den Turm aus Holz in Blockbauweise zu bauen stellt nun erst die technische Herausforderung für den Architekten dar, der er sich gerne stellt, denn der Blockbau ist der ursprünglichste – wenn man so will urtümlichste Zugangzum Holz als Baumaterial. Er erfüllt mit den Sinnen erlebbare Gebäudenutzungsqualitäten wie Haptik, Raumluftfeuchte, Vertrautheit mit Material und Oberfläche oder mit dem Geruch in besonderer Weise und besser als jeder andere Holzbau. Darum geht es bei diesem Bau und deshalb wird der Blockbau als „Holz-Pur“ umgesetzt, ohne zusätzliche Wärmedämmung – jenseits von Passivhaus-Technologie und Blowerdoor Test – um die immer wieder als erstes gestellte Frage nach dem k- bzw. U-Wert der Außenwand zu beantworten.

    Ein Blockbau ohne umgehängte Lederhose? Also kein Tiroler Haus für eine Tiroler Familie? Jedoch klassische Handwerkskunst – nicht zuletzt das war Intention zum Bau dieses Hauses.

    Einfamilienhaus L.

    Architektur
    Antonius Lanzinger

    Auszeichnungen
    Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2004
    Pro Holz Holzbaupreis 2003
    BTV Bauherrenpreis 2003

    Ausführung
    2003

    Standort
    Brixlegg, AUT

    Bild
    David Schreyer (Winter+Zeitrafferfilm)
    Yoshio Futagawa (3-5)
    Günter Richard Wett (6-12)